Ein Rückblick auf das Jahr 2023 und 1. Halbjahr 2024
Im Kalenderjahr 2023 sowie im ersten Halbjahr 2024 hat sich der Aktienmarkt recht unterschiedlich entwickelt. Zu Beginn des Jahres 2023 gab es eine Phase der Erholung, nachdem die Märkte im Jahr 2022 stark gefallen waren. Viele Unternehmen konnten gute Gewinne verzeichnen, was die Aktienkurse steigen ließ.
Besonders Technologieunternehmen und erneuerbare Energien waren gefragt. Es gab aber auch einige Probleme und Herausforderungen in dieser Zeit:
Ein großes Problem war die geopolitische Unsicherheit, insbesondere durch den anhaltenden Konflikt in Osteuropa. Dieser Konflikt führte zu erhöhten Energiepreisen und Lieferkettenproblemen. Unternehmen hatten Schwierigkeiten, Rohstoffe zu beschaffen, und die Produktionskosten stiegen. Diese Faktoren wirkten sich negativ auf die Gewinne der Unternehmen aus und führten zu Kursschwankungen.
Auch gab es im Jahr 2023 weitere Zinserhöhungen durch die Zentralbanken, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Diese Maßnahmen führten dazu, dass sich Kredite verteuerten, was wiederum Investitionen und Konsum bremste. Dies führte zu Unsicherheiten und Schwankungen an den Aktienmärkten.
Scheinbare Entkopplung der Aktienkurse von der Realwirtschaft
Schaut man sich die Kursentwicklungen der vergangenen 18 Monate an, so steht dies scheinbar im extremen Gegensatz zu den Insolvenzmeldungen, die man in diesem Jahr schon gehört hat. Viele bekannte Marken, wie Esprit, Signa und Karstadt sind darunter und man fragt sich, warum die Kurse dennoch steigen. Tatsächlich ist die Zahl der aktuellen Insolvenzen vergleichsweise hoch. Dies hängt zum einen an Nachholeffekten aus der Coronazeit, als einige Insolvenz-Regeln ausgesetzt wurden und sich dadurch viele Unternehmen durch die Corona-Zeit schleppen konnten. Gleichzeitig haben auch einige Branche (z.B. der Immobiliensektor) mit vielen Problemen zu kämpfen. Andererseits erwirtschaften aber auch viele Unternehmen sehr gute Gewinne, so dass die Kursentwicklungen durchaus auch gerechtfertigt sind.
Auch steht außer Frage, dass viele Geschäftsmodelle u.a. wegen des Vormarschs der KI auf dem Prüfstand stehen. Grundsätzlich ist dies ein ganz normaler Vorgang in der Wirtschaft. Immer wieder „verschwinden“ Unternehmen komplett vom Markt – z.B. Quelle – oder verlieren deutlich an Interesse – z.B. Nokia, während neue Unternehmen gegründet werden, sich weiterentwickeln, wachsen und schließlich den Platz der einstigen Marktführer einnehmen. Daher ist es umso wichtiger, nicht in einzelnen Unternehmen zu investieren, sondern breit gestreut in die „Welt-AG“.
Die Luft wird immer dünner
Schaut man nur auf die Indizes, ist der Markt 2024 in den ersten 6 Monaten scheinbar ungebremst positiv gelaufen. Bei einem genaueren Blick auf die Zahlen fällt aber auf, dass die Kursentwicklungen bei vielen Unternehmen eine Verschnaufpause machen und nur einige wenige (sehr große) Unternehmen für die Höchststände verantwortlich sind.
Inflation scheint sich zu „normalisieren“
Nach der Hochphase von teilweise zweistelligen Inflationsraten Ende 2022 hat sich die Situation wieder deutlich verbessert und die Inflationszahlen sind im letzten Jahr stark gesunken. Allerdings verharren sie sowohl in den USA (um die 3%) als auch in Europa (eher 2,5%) auf einem höheren Niveau als von den Zentralbanken gewünscht. Damit hat die Inflation etwas von ihrem Schrecken verloren, langfristig haben aber auch die scheinbar nur minimal höher erscheinenden Werte deutliche Auswirkungen.
Auch darf man nicht vergessen, dass bei vielen Menschen die tatsächliche Inflation im Alltag höher als der statistische Wert ist.
Wir gehen davon aus, dass sich dies auch in den nächsten Jahren nicht ändern und vor allem auch die alternde Bevölkerung die Inflationszahlen tendenzielle mind. so hoch halten wird.
Zinssenkungen in 2024 doch nicht eingetreten
Entsprechend sind die Ende letzten Jahres noch prognostizierten Zinssenkungsschritte für 2024 (noch) nicht eingetreten. Nachdem die Inflationszahlen eher stabil blieben, sind auch Zinssenkungen erst mal ausgeblieben bzw. ist nur ein erster Schritt von der EZB erfolgt. Dies wird sich auch sicherlich kurzfristig nicht ändern.
Weiterer Ausblick
Es wird auch weiterhin volatil an den Märkten zugehen. Daher ist es um so wichtiger, dass man Zeit hat. Wer am Investmentmarkt investiert, sollte mind. 5 Jahre Zeit haben – besser viel länger. Dabeibleiben ist alles. Wenn sie kurzfristige Schwankungen aussitzen können und nicht von ihrer Anlagestrategie abweichen, nur weil es etwas unruhiger an den Märkten wird, werden sie langfristig dafür belohnt. Leider wird dies bei der Diskussion um kurzfristige Auswirkungen von aktuellen Ereignissen oft vergessen und diesen eine viel zu große Bedeutung geschenkt. Erinnern sie sich nur mal daran, wieviel über den Brexit und dessen Auswirkungen gesprochen und diskutiert wurde und wie unbedeutend (für breit anlegende Investoren) dieses Ereignis aus heutiger Sicht war.