Marktbericht

Investment-Newsletter zur Portfolioanpassung Mai 2023

Ein Rückblick auf das Jahr 2022

Zeitenwende –auch an den Kapitalmärkten

„Zeitenwende“ wurde von der Gesellschaft der deutschen Sprache zum Wort des Jahres 2022 gewählt. Ursprünglich im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine genannt, trifft Zeitenwende durchaus auch auf die Kapitalmärkte zu.

2020, zu Lockdown-Zeiten, zählte die New Economy mit ihren IT-Unternehmen zu den Lieblingen der Anleger. Im Post-Covid-Jahr 2021, als die Weltwirtschaft „wiedereröffnete“ und Nachholeffekte die Konjunktur befeuerten, war die Old Economy –und hier vor allem Aktien von Energieunternehmen –besser als Tech-Aktien.

Das Jahr 2022 schließlich war geprägt durch den Ausbruch des Kriegs in der Ukraine, der folgenden Energiekrise und ausufernden Teuerungsraten. 2022 war also in zweifacher Hinsicht eine Zeitenwende. Das Inflationsgespenst war zurück und die Notenbanken weltweit traten mächtig auf die Zinsbremse. Gewinnerbranche an den Märkten war erneut der Energiebereich, während Tech-Werte angesichts der steigenden Zinsen kräftig unter die Räder kamen.

Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen

Einig wie selten sind sich die Marktexperten, wenn es um den Kapitalmarktausblick 2023 geht. Beherrschende Themen werden die konjunkturelle Entwicklung und die weiteren Schritte der Notenbanken sein – allen voran der Fed. Und die hängen maßgeblich von den kommenden Inflationsraten ab. In den USA scheinen die bisherigen Zinsschritte der Fed bereits eine dämpfende Wirkung auf die Teuerungsraten zu haben.
Die EZB hat diesbezüglich noch Nachholbedarf und den Kampf gegen die Inflation noch lange nicht gewonnen. Die Regierungen würden immer umfangreichere Hilfspakete verabschieden, um die Folgen der Inflation für die Menschen zu lindern, aber damit den Kampf der Notenbanken gegen die Inflation konterkarieren. Das zusätzliche, von den Regierungen spendierte Geld wirke schließlich inflationstreibend, so der Vermögensverwalter Bert Flossbach in einem Gastbeitrag im Münchner Merkur.

Die Auswirkungen auf die Kapitalmärkte

Die vielen negativen Einflussfaktoren (wie z.B. geopolitische Krisen, Kriege, Problematik bei Lieferketten, anhaltende Inflation und der dadurch befeuerte Zinsanstieg) haben zu heftigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten geführt und selbst bei breit aufgestellten Portfolios deutliche zweistellige Verluste verursacht. Insbesondere die Zinswende hat sich auf traditionelle Portfolios ausgewirkt, die in der Regel einen höheren Rentenanteil aufweisen. In der Vergangenheit wurden diese als sicherere und stabilere Anlagestrategie betrachtet, jedoch sind diese Portfolios im Zuge des Zinsanstiegs ebenso stark gefallen wie die Aktienmärkte. Der Deutsche Rentenindex (REX) als wichtigster Index für die Wertentwicklung deutscher Staatsanleihen hat mit -11,9% fast so stark nachgegeben wie der deutsche Aktienindex DAX, der mit -12,3% nur etwas schwächer als der REX abgeschlossen hat.

Quelle: onvista.de

Lehren aus der Vergangenheit ziehen

Ein Blick in die Grafik „historische Erträge verschiedener Anlageklassen“ zeigt, dass die Jagd nach der besten Anlageklasse im Jahr ein Glücksspiel ist – 2022 hätte man mit der Anlagenklasse Rohstoffe grosse Gewinne eingefahren, allerdings wäre man in den Vorjahren oftmals herbe enttäuscht worden (siehe rote Linie in der Grafik). Insofern ist die Streuung in möglichst viele verschiedene Anlageklassen nach wie vor – trotz oder gerade wegen der viel zitierten Zeitenwende – aus unserer Sicht immer noch der richtige Weg ein robustes und nachhaltig ertragfähiges Portfolio aufzubauen – auch wenn das Jahr 2022 Verluste brachte. In den vergangen 10 Jahre hatte man 8-mal ein positives Ergebnis.

Historische Erträge verschiedener Anlageklassen

Quelle: Bloomberg Barclays, FTSE, J.P. Morgan Economic Research, MSCI, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management. Die annualisierten Erträge und Volatilität decken den Zeitraum von 2013 bis 2022 ab. Die Volatilität ist die Standardabweichung der jährlichen Erträge. Staatsanleihen: Bloomberg Barclays Global Aggregate Government Treasuries; Hochzinsanleihen: ICE BofA Global High Yield; EM-Anleihen: J.P. Morgan EMBI Global Diversified; IG-Anleihen: Bloomberg Barclays Global Aggregate –Corporates; Rohstoffe: Bloomberg Commodity; REITs: FTSE NAREIT All REITS; Aktien Industrieländer: MSCI World; Aktien Schwellenländer: MSCI EM; Hedgefonds: HFRI Global Hedge Fund Index; Barmittel: JP Morgan Cash Index EUR (3M). Hypothetisches Portfolio (nur zur Veranschaulichung und nicht als Empfehlung zu verstehen): 30% Aktien aus Industrieländern; 10% Aktien aus Schwellenländern; 15% IG-Anleihen; 12,5% Staatsanleihen; 7,5% Hochzinsanleihen; 5% Schuldtitel aus Schwellenländern; 5% Rohstoffe; 5% Barmittel; 5% REITs und 5% Hedgefonds. Alle Erträge sind Gesamtrenditen in EUR und sind nicht abgesichert. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung.

Das Jahr 2023 - nach der Krise ist vor der Krise?

Das Börsenjahr 2023 ist verheißungsvoll angelaufen –zumindest in den ersten zwei Wochen, in denen der DAX rund 8,5 Prozent zulegen konnte. Doch der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine, die hartnäckig hohen Inflationsraten sowie die wieder steigenden Notenbank- und Marktzinsen sorgten für Ernüchterung an den Kapitalmärkten. Beim DAX ging es ab Mitte Januar mehr oder weniger seitwärts –bis nach den beiden US-Banken auch die Credit Suisse in Bedrängnis kam und von der UBS übernommen wurde. Gleichzeitig sprang das Angstbarometer, der VDAX, auf den höchsten Stand seit November. Und über allem schwebt immer noch das Damoklesschwert einer anhaltend restriktiven Notenbankpolitik.

Notenbanken dürfen nicht übertreiben

Immer mehr Marktbeobachter verweisen allerdings darauf, dass die Notenbanken im weiteren Jahresverlauf aus mehreren Gründen doch nicht so stark auf das Bremspedal treten werden wie befürchtet: Auffällig war etwa, dass EZB-Chefin Lagarde bei der jüngsten Zinsanhebung –völlig ungewohnt –darauf verzichtete, weitere Zinsschritte anzukündigen oder die Märkte darauf vorzubereiten. Auch die Fed dürfte angesichts der jüngsten Ereignisse größere Zinsschritte überdenken –zumal die Inflationsdynamik in den kommenden Quartalen nachlassen wird. Bei ihrer Geldpolitik müssen die Notenbanker außerdem auch immer die konjunkturelle Entwicklung im Blick haben.
Mit weiteren großen Zinsanhebungen würde sie den Kollaps der Konjunktur billigend in Kauf nehmen und damit die Hoffnung vieler Experten enttäuschen, dass eine Rezession verhindert werden kann. So hält das Münchner ifo Institut in seinem jüngsten Ausblick die Rezessionsgefahr für Deutschland für abgewendet. Anders als die Bundesregierung erwartet das ifo Institut jedoch kein Wachstum für das laufende Jahr, sondern eher eine „rote Null“.

Bankensektor im Blickfeld

Die Aktienmärkte werden daher wohl bis auf weiteres auf Sicht fahren und vor allem auf die weitere Notenbankpolitik sowie die Entwicklung im Bankensektor achten. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten, weltweiten Finanzkrise halten die meisten Marktbeobachter jedoch für unwahrscheinlich. So verweist Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei der Flossbach von Storch AG, darauf, dass die US-Einlagensicherung schnell reagiert und offenbar ihre Lehren aus der Finanzkrise 2008 gezogen hat.

Damals hat sie mit der Pleite von Lehman Brothers ein Exempel statuieren wollen –und so den Flächenbrand erst so richtig entfacht. Ein weiterer Unterschied zu 2008: Die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung der großen Banken ist heute deutlich besser als vor 15 Jahren. Ein Blick zurück auf 2008 lohnt sich auch für langfristig orientierte Anleger. Denn wer während der schwelenden Finanzkrise vor 15 Jahren in die Aktienmärkte investiert hat, erzielte vor allem mit internationalen Aktien eine ordentliche Performance.

Märkte 2023 seit Jahresanfang

 

DAX

+12,2%

EURO STOXX 50

+13,7%

DOW JONES

+0,4%

NASDAQ Composite

+16,8%

NIKKEI 223

+7,7%

Euro in US-$

+0,9%

GOLD

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Stand 31.03.2023

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